Um diese Überschrift zu verstehen, muss ich etwas ausholen. Auch habe ich lange überlegt, ob ich überhaupt etwas schreibe, schließlich sind wir auf Locations und die Zusammenarbeit mit diesen angewiesen. Aber letztendlich haben wir sovieles gesehen und erlebt in den letzten 9 Jahren, dass ich der Meinung bin, dass wir mit unseren Erfahrungen und unserem Wissen nicht hinterm Berg halten sollten.
Wo soll ich anfangen? Vielleicht damit, dass Hochzeiten gerade in den letzen Jahren immer komplexer wurden und Brautpaare anspruchsvoller und genauer geworden sind. Dies liegt sicher auch am Anstieg der vielen Möglichkeiten, die Hochzeit einzigartig gestalten zu können. Was früher eventuell in einem immer gleichen „Workflow“ abgearbeitet werden konnte, ist nun einfach nicht mehr so einfach automatisierbar. Da liegt das Problem. Fast alle Locations da draußen sind nicht nur am Samstag mit einer Hochzeit belegt, sondern auch am Freitag. Das sind in der Hochsaison von April bis Oktober 56 Hochzeiten. Das heißt, dass die Location eigentlich 56 mal einen eigenen Masterplan aufstellen müsste, mit besonderen Wünschen eingehend auf das Brautpaar, mit 56 verschiedenen Abläufen und Dienstleisterbeteiligungen. Das ist schier von vielen Locations nicht realisierbar, was die Folge hat, dass Locations Brautpaare regelrecht einen bestimmten Ablauf „aufzwingen“ mit der Begründung, dass sich das prima so bewährt hat. Es gibt Listen mit Anweisungen, was das Brautpaar wann vorbeizubringen und abzuholen hat, bis wann was aufgebaut werden muss und bis wann der Abbau zu erfolgen hat, mit welchen Dienstleistern sich die Zusammenarbeit in der Vergangenheit am besten – sprich einfachsten – gestaltet hat.
Und nun kommen wir ins Spiel. Wann werden wir gebucht? Es sind sicherlich Paare mit hohen Ansprüchen, oftmals mit schlechten Gast-Erfahrungen auf Hochzeiten, die sie mal selbst besucht haben, von Paaren, die keine Lust auf konventionelle Hochzeitsfeiern haben, mit Kaffeetrinken und Kuchenessen um 15 Uhr und Alleinunterhalter bis zum Abendessen. Unsere Paare sehen es nicht ein, warum kein Probeessen mit ihrer Menüauswahl möglich sein soll oder warum sie keine Platzteller verwenden dürfen, warum das Abendessen bei schönem Wetter nicht draußen stattfinden kann oder zumindest der Tortenanschnitt. Warum die Trauung auf der grünen Wiese nicht möglich sein soll, aber im dunklem Nebenraum schon. Da wir eigentlich immer die “Überbringer” der Wünsche unserer Brautpaare sind, sind wir es, die dann von den Lcoations Steine in den Weg gelegt bekommen, belehrt, zum Teil auch belächelt werden. Im besten Fall willigt man ein, aber nur wenn wir die Verantwortung übernehmen, schließlich habe man mit diesem Vorgehen schlechte Erfahrungen gemacht.
Es kann nicht sein, dass ein Brautpaar 15.000 € an eine Location zahlt (100 Gäste), aber dann nur eine Stunde für den Aufbau direkt vor der Trauung zur Verfügung bekommt. Was ist wenn es uns nicht gäbe? Es kann nicht sein, dass die Location das Brautpaar erst 3 Stunden vor Beginn der Trauung in den Saal lässt, um Sitzordnung und Dekoration zu machen, nur weil die Location am Vorabend eine Hochzeit hatte und das Personal seine Zeiten einhalten muss. Natürlich muss das Personal seine Zeiten einhalten, aber dann muss es eben mehr Personal geben oder zumindest jemand, der das Paar bzw. seine Helferlein zeitiger reinlässt. Es kann nicht sein, dass am nächsten Tag alles bis 7 Uhr abgebaut werden muss, nicht bei den Preisen, die unsere Paare an die Locations zahlen.
Die meisten „leider ist das nicht möglich-Dinge“ sind leider alles Dinge, die mit einem kleinen Ausbrechen aus dem normalen samstäglichen Workflow sehr wohl von der Location geleistet werden könnten. Oder mit einer besseren Organisation. Wenn man will und serviceorientiert denkt. Wenn man offen ist für die Belange und Wünsche der Paare.
Wir würden uns wünschen, dass viele Locations offener wären für die Zusammenarbeit mit Hochzeitsplanern, und nicht nur die (Mehr)-Arbeit oder den Mehraufwand sehen, der schon mal durch die Zusammenarbeit mit uns, ja das geben wir auch zu, entsteht oder geleistet werden muss. Sondern die Chancen, die daraus entstehen, auch für die Location. Wir sehen es fast jede Woche. Erst genervt von der umfangreichen Deko und den speziellen Wünschen ob Serviettenfaltung oder Kerzenfarbe oder gebügelten und bodenlangen Tischdecken, sind es doch die Servicekräfte, die dann als erstes ihre Handykameras im Auftrag des Chefs zücken, um Fotos für die eigene Hochzeitsmappe zu machen. Oder für Social Media. Weil sie dann eben doch merken, irgendwie sehen die Tische und der Saal anders aus. Schöner. Außergewöhnlicher. Nicht mehr so belanglos. Eben nicht wie immer. Das heißt die Locations profitieren eben doch ungemein von unserem Gestaltungskonzept, den Profi-Bildern und Profi-Videos. Und glücklichen Gästen, wegen das einmal anderen Ablaufs als sonst üblich.
Ich möchte ausdrücklich sagen, dass nicht alle Locations so sind. Es gibt einige, die die Chance in der Zusammenarbeit mit uns sehen, die gerne mit uns zusammenarbeiten und uns tatkräftig unterstützen. Vielen DANK dafür. Wir wissen dies sehr zu schätzen. Allen anderen mag gesagt sein: Unterschätzt die „Macht“ nicht, die wir Hochzeitsplaner haben. Jede neue Saison sitzen Brautpaare vor uns, die auf Locationsuche sind. Jahr für Jahr. Wir Planer – zusammen mit unseren Brautpaaren – wären eure immerwiederkehrenden Gäste, ein Brautpaar, das nur abgefertigt wurde, kommt dagegen nie wieder. Und seine Gäste auch nicht. Diesen Multiplikator-Effekt hat noch nicht jede Location begriffen. Leider.